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Reise um die Welt

Aktualisiert zuletzt am 14. Februar 2022

Igor von 7 Kontinente schreibt darüber, wie Reisen einen verändern. Bei seinem Projekt 360: Um die Welt und zu dir selbst berichten nun mehrere Blogger von ihren ganz persönlichen Veränderungsgeschichten auf Reisen. Ich bin eine davon und es brauchte keine Sekunde, bis klar war, dass meine Wahl auf meine Zeit in Indonesien fallen würde.

 

1) Es gibt für Alles ein erstes Mal

 

Als ich im Jahr 2014 nach Indonesien reiste, trug ich zum ersten Mal in meinem Leben einen Backpack auf dem Rücken, der nicht mit Schulzeug gefüllt war. Zum ersten Mal reiste ich alleine in ein Land, das mir vollkommen fremd war. Zum ersten Mal hatte ich mich zu Hause um die Untervermietung meiner Wohnung kümmern müssen, Verträge gekündigt und ein Flugticket für eine Person gebucht.

Indonesien war nicht nur meine erste Backpackingreise überhaupt, nicht nur die erste Reise als alleinreisende Frau, es war auch die erste Reise, die mich nach Asien führte. Es war die erste Reise für mich, auf der noch alles ungewiss war. Von der ich überhaupt nicht wusste, was mich erwartete.

 

Es gibt für alles ein erstes Mal.

 

In Indonesien schnorchelte ich zum ersten Mal in meinem Leben. Zum ersten Mal seit vielen Jahren besiegte ich meine Höhenangst. Ich sah zum ersten Mal in meinem Leben in den Schlund eines dampfenden Vulkans, lernte, mit Stäbchen zu essen, hielt mich auf einer Insel ohne Internet auf, hatte den ersten Motorradunfall meines Lebens, lernte die erste Fremdsprache außerhalb der Schule, schaffte meinen ersten Rückwärtssalto. Das erste Mal alleine Essen gehen, das erste Mal Motorrad fahren, zum ersten Mal Surfen, das erste Mal allein im Kino, lernen, Fremde um Hilfe zu bitten, das erste Mal Hocktoilette, zum ersten Mal Regenzeit.

Es gibt unzählige erste Male, die in Indonesien passierten. Und diese zu erleben war eine nachhaltig prägende Erfahrung.

 

Indonesien - 360 Grad: Um die Welt und zu dir selbst

 


 

2) Wie Indonesien mich veränderte

 

Was dieses für mich so besondere Land Indonesien in mir berührte und bewegte, lässt sich kaum in Worte fassen. Schon als ich von Deutschland aus in den Flieger stieg, war Indonesien längst nicht nur ein Urlaubsziel.

Wie viel mehr aber Indonesien für mich werden würde, ahnte ich an diesem Tag noch nicht.

All die Menschen, die ich in Indonesien traf, die Schicksale, die sie vor meine Füße legten, ebenso wie ihre schiere Güte und Wärme, all die Einblicke in fremde Kulturen, in das Unbekannte, all die abenteuerlichen Erlebnisse und die vielen Zusammentreffen mit meinen eigenen Stärken und Schwächen, das zerrüttet und innerlich neu gemischt werden, all das ließ mich wachsen.

Heute weiß ich, was Demut ist und wie dankbar ich für so vieles sein kann. Heute weiß ich, dass Ängste mich nicht besiegen müssen, wenn ich es nicht zulasse. Indonesien lehrte mich Geduld und Dinge hinzunehmen, die ich ohnehin nicht ändern konnte. Ich begriff, wie leicht es manchmal war, sich selbst zu belügen, und wie viel schwerer, der Realität ins Auge zu blicken – und wie wichtig.

Indonesien machte mich stärker und mutiger. Es machte mich neugieriger, weichte festgefahrene Perspektiven auf, offenbarte mir alte Träume und neue Ziele, lehrte mich, mehr auf mich und mein Umfeld zu achten und machte mir klar, wie wertvoll das Leben ist.

Und dass wir davon nur eines haben. Was wir daraus machen, liegt ganz allein in unseren eigenen Händen.

 

Indonesien - 360 Grad: Um die Welt und zu dir selbst

 


 

3) Um die Welt und zu mir selbst – und nach Hause

 

Ich glaube, dass ich vor Indonesien überhaupt noch nie ein richtiges Gefühl von Heimat empfunden habe. Meine Indonesienreise entstand überhaupt erst aus dem intensiven Gefühl, genau von dort weg zu wollen, fliehen zu müssen, vor dieser „Heimat“. Welche mir eher trist und hoffnungslos erschien und sich so gar nicht danach anfühlte.

Aber da war ich nun, gut drei Monate später und knapp 11.000 Kilometer von zu Hause entfernt und erkannte plötzlich, dass ich sehr wohl eine hatte. Eine Heimat. Einen Ort, an dem mein Herz hing. Menschen, die für mich immer ein Anker sein würden, die mir fehlten. Ich hatte erst die halbe Welt umrunden müssen, um zu spüren, dass ich schon längst angekommen war.

Und deshalb war es Zeit, Heimzukehren.

Ich hatte in meinen drei Monaten Indonesien unzählige neue Erfahrungen gesammelt. Ich hatte so viel erlebt, so viele Glücksmomente erfahren, so tief berührende Gespräche geführt, habe all meine Sinne tagtäglich auf die Probe und vor Herausforderungen gestellt – und mich selbst ebenso.

Noch heute ist es all das, was ich auf Reisen noch immer suche und so liebe. Das Neue. Die Abwechslung. Das Fremde, das vertraut wird. Das Händereichen zwischen fremden Kulturen. Das Frieden schließen trotz Gegensätzen und das Entdecken von Gemeinsamkeiten. Die Hürden, die es zu nehmen gilt, und die man bewältigt. Sich selbst nah zu sein.

Durch Indonesien verstand ich vieles. Was ich jedoch nicht mehr verstand, war, weshalb ich geglaubt hatte, dass all das nur beim Reisen existieren konnte. Wie ich darauf gekommen war, dass ich zu Hause nicht glücklich sein könnte. Dass ich dort nicht meine Ziele erreichen oder Herausforderungen bewältigen könnte. Dass es an der Umgebung liegen müsse, ob ich zufrieden sei oder nicht.

Stattdessen hatte ich in Indonesien vor allem eins begriffen: Ob ich zufrieden war oder nicht, lag in erster Linie an mir selbst. Ich trug bereits alles in mir, um mein eigenes Leben zu formen. Und ich beschloss, dass ich das nun endlich auch zu Hause tun wollte. Dort, wo vielleicht nicht das ultimativ Aufregende, Atemberaubende wartete, aber doch die Liebe, die mir eine Heimat und einen Ruhepol gab.

Indonesien lehrte mich also nicht nur, wie unglaublich wundervoll Reisen ist. Sondern auch, wie wundervoll das Heimkehren sein kann.

 

Indonesien gab mir gleich zwei der wichtigsten Dinge, ohne die ich mir mein Leben nicht mehr ausmalen kann.

 

 


 

4) Abschließende Worte

 

Vermutlich hat jeder, der viel reist, ein Land, welches ihn im Kleinen oder Großen maßgeblich geprägt hat. Indonesien bin ich noch heute dankbar für all die neuen Perspektiven, die es mir gab. Dafür, dass Indonesien mir zeigte, wo und weshalb ich mich heimisch fühle und gleichzeitig, dass das (Allein-)Reisen Teil meines Lebens werden und bleiben würde. Manchmal führt einen der Weg eben erstmal um die Welt, bevor man zu sich selbst findet.

 

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3 Gedanken zu „Projekt 360: Um die Welt und zu dir selbst – Wenn eine Reise einen verändert“

  1. Marie, herzlichen Dank für die schönen Worte und die emotionalen Einblicke in deine Welt. Ich finde die Schlussfolgerung, dass manchmal erst der Weg um die Welt einem zu sich selbst führt, richtig schön zusammengefasst. Nochmals vielen Dank, dass du beim „Projekt 360“ mitgemacht hast. Es ist mir eine Ehre. 🙂

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